Schul- ärztin

Dr. Sylvia Stricker-Moll

Schulärztin Dr. Sylvia Stricker-Moll befasst sich mit dem Thema »Konzentrationsprobleme«

Nach zwei Jahren der Pandemie haben im heurigen Schuljahr die Schuluntersuchungen wieder planmäßig stattgefunden. Ein Problem, das hierbei überdurchschnittlich oft angesprochen wurde, waren Konzentrationsprobleme. Aufgrund dessen haben ich mich entschlossen, mich im Jahresbericht diesem Thema zu widmen.

„Was sind die Ursachen für Konzentrationsprobleme ?“

Körperliche Ursachen sind ein Eisenmangel oder andere Mangelerscheinungen. Diese können durch eine Blutabnahme beim Hausarzt verifiziert werden und durch Substitution behoben werden. Aber auch Schlafmangel, Bewegungsmangel oder niederer Blutdruck können zu Konzentrationsschwierigkeiten führen. Bei psychische Belastungen bzw. Überlastungen treten diese Symptome ebenfalls auf.

„Was kann man dagegen tun?“

Der erste Schritt ist eine gute Planung. Es hilft, zu Wochenbeginn eine To-do-Liste zu erstellen. Wichtig ist dabei, die eingeplante Zeit realistisch festzulegen. Zehn Minuten zum Vokabellernen wird nicht funktionieren. Es hilft auch, eine große Aufgabe in mehrere kleine Teilaufgaben zu gliedern, dann ist die Hürde nicht so groß und man hat früher ein Erfolgserlebnis. Außerdem gilt: Dringendes zuerst.

Der zweite Schritt heißt: Ablenkungen vermeiden. Theoretisch wissen wir alle, dass man sich nicht konzentrieren kann, wenn man permanent auf das Handy schaut, in der Praxis macht man es dann trotzdem. Also am besten das Smartphone für eine bestimmte Zeit lautlos schalten und außer Sichtweite legen. Dann den Wecker auf zum Beispiel 25 Minuten stellen und sich der Aufgabe widmen, die am Plan steht. Anschließend eine kurze Pause von fünf Minuten machen. In dieser Zeit kann man die neuesten Nachrichten checken, bevor man sich dem nächsten Lernblock widmet. Wer es anfangs nicht schafft, sich 25 Minuten zu konzentrieren beginnt mit einer kürzeren Zeitspanne und steigert sich langsam. Es ist alles nur eine Frage der Übung.

Nur in einem gesunden Körper steckt ein gesunder Geist. Dementsprechend ist für eine gute Konzentration eine ausgeglichene Work-life-Balance wichtig. Ausreichend Schlaf macht das Leben leichter. Wer ausgeruht in die Schule kommt kann dem Unterricht besser folgen, nimmt mehr mit und muss zu Hause weniger lernen. Aber auch regelmäßige Auszeiten sind wichtig. Wenn sich das Leben sieben Tage die Woche nur um die Schule dreht, ist man bald frustriert, ausgebrannt und nicht mehr motiviert. Auszeiten sollte man regelmäßig einplanen. In dieser Zeit kann man dann seinen Hobbys nachgehen, sich mit Freunden treffen, Sport machen oder was auch immer Spaß macht. Bewegung ist immer eine gute Idee und sei es nur ein Spaziergang an der frischen Luft oder ein kurzes Workout.

Damit wären wir beim letzten Punkt, der Ernährung. Wir wissen alle, dass gesunde Ernährung wichtig wäre, leider scheitert es oft an der Umsetzung. Wer sich am Nachmittag noch konzentrieren muss, sollte sich mittags nicht überessen. Vegetative Prozesse und die Verdauung sind hinderlich für anschließendes, konzentriertes Arbeiten. Zu diesem Punkt gehört auch der Genuss von Kaffee und Energiedrinks. Koffein wirkt in „vernünftiger“ Dosis als Stimulans, es steigert die Konzentration und beseitigt Müdigkeitserscheinungen. Die Wirkung ist jedoch zeitlich begrenzt. Durch den hohen Zuckergehalt in Energiedrinks steigt zudem der Blutzucker rasch an, man fühlt sich fit und energiegeladen. Auf das Hoch folgt jedoch das Tief mit bleierner Müdigkeit und Konzentrationsschwäche. Deshalb ist gelegentlich ein Energiedrink sowie Kaffee in Maßen kein Problem, aber wie überall: die Menge macht das Gift.

Dr.

Sylvia Stricker-Moll

Schulärztin

s.stricker-moll@hlwkufstein.at